20. Sommerfest mit Barockmusik in Leipzig
Ein Beitrag zum Sommerfest am 03.07.2016 auf mdr meinFIGARO von Hans J. Ferenz
20 Jahre - und kein bisschen leise
Ein Beitrag zum Sommerfest am 27.06.2015 auf mdr meinFIGARO von Hans J. Ferenz
Barockmusik mit ganzem Herzen
Ein Beitrag zum Sommerfest am 05.07.2014 auf mdr meinFIGARO von Hans J. Ferenz
"... Rémys Continuo-Realisierung ist einfühlsam, wohl durchdacht und delikat; die beiden Geigerinnen Anne Schumann und Dorothea Vogel meistern ihren technisch wie musikalisch hoch anspruchsvollen Part mit Verve und Brillanz ..."
Heinz Braun
Musiker auf einer Weltreise im Kloster
Chursächsische Capelle Leipzig gastierte - Kreuzgang nahezu ausverkauft
BAD SACHSA/WALKENRIED. Im nahezu ausverkauften doppelten Kreuzgang erlebten die Besucher am Himmelfahrtsabend ein mitreißendes Konzert mit eher unbekannten Werken des Barock. Herausragend war die Stimmung, die gute Laune der Musiker, die sich schnell im gesamten Publikum ausbreitete.
Überall sah man wippende Füße, nickende Köpfe und lächelnde Gesichter. Der Wunsch aufzustehen und sich zu der Musik zu bewegen, erfasste viele der Anwesenden. Übertragen wurde dieses Gefühl von den 18 Musikern, die sich während der Arbeit fast tänzerisch auf ihren beengten Bühnenplätzen bewegten. Allen voran die Gründerin und Leiterin der Capelle Anne Schumann. Sie alle hatten sichtlich Spaß an dem, was sie taten - und diesen Spaß teilten diejenigen, die ihnen dabei zusahen.
Darüber hinaus war die musikalische Darbietung brillant und lebhaft in der Ausgestaltung. Der absolute Höhepunkt wurde bereits vor der Pause erreicht. Nach dem Concerto in D-Dur für Trompete, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo von Georg Philipp Telemann und sechs Sätzen aus der "Klingenden Geographie" erfüllte Antonio Vivaldis Concerto in D "Il grosso Mogul" für Violine, Streicher und Basso continuo das Kloster. Dorothea Vogel als Solistin begeisterte das Publikum und wurde für ihr Können mit dem längsten Applaus des Abends belohnt. In einem Wettstreit mit den brütenden Vögeln im Kreuzgang jubilierte ihre Geige in den höchsten Tönen. Gänsehaut-Feeling in einem Barockkonzert - das gibt es selten, doch am Donnerstagabend war es genau das! Vor allem das erste Allegro hatte schier magische Momente an sich.
Atemlos verfolgten die Besucher die facettenreichen Verzierungen und eine technisch an die Grenzen gehende Kadenz. Der Einsatz des Ensembles zum Finale hatte Züge einer dramatischen Katharsis. Weniger spektakulär aber sehr schön und beschwingt folgten nach der Pause "Die Ankunft der Königin von Saba" von Georg Friedrich Händel, aus Henry Purcells "The Indian Queen" die Trompeten Ouvertüre und "Chaconne for the Chinese man and woman" vom selben Komponisten. Hier konnte nochmals Robert Vanryne sein Können aufzeigen. Er spielte auf dem Nachbau einer historischen Trompete.
Ganz entspannt setzte er sich nach seinem Auftritt auf einen freien Stuhl am Gang und genoss sichtlich das weitere Konzert, bis er sich zurück auf die Bühne schlich, dort ein Tamburin aufnahm und die letzten Sätze aus der "Klingenden Geographie" unterstützte. In dieses ungewöhnliche Programm aus Werken, die einen geografischen Bezug oder die Bezeichnung einer Nation tragen, fügte sich William Corbetts "Alla Portugesa" ein. Das Konzert in B-Dur für zwei Oboen, Streicher und Basso continuo war wohl das schwächste des Abends. Nach viel Applaus wiederholte die Chursächsische Capelle Leipzig einen Satz des Telemann Konzerts für Trompete als Zugabe. Die Zuschauer nahmen die fröhliche, ausgelassene Stimmung mit in den milden Abend. → Artikel
Bastienne S. Gebhard
Meisterhaft im Überschwang
Alte Musik erwacht in Meiningen zum Leben - Solisten und Capelle begeistern
Nomen est omen: "Das ist meine Freude", lautete der Titel des Eröffnungskonzerts des Festivals Alter Musik "Güldener Herbst 2008". Und eine Freude war es zu hören, was die Chursächsische Capelle Leipzig zusammen mit der Solistin Maria Jonas am Freitagabend in der Meininger Stadtkirche an barocken Solokantaten darboten. Der würdige Auftakt des Festivals zeigt, dass es sich lohnen kann, wenn jemand zurück blickt und nach Verschollenem sucht. Denn mitunter kommen Perlen zum Vorschein. Wie diesmal.
Die Werke des Abends, Musik für Messe und Kommunion, verdanken ihre Wiederentdeckung Bauarbeiten in der Kirche Großfahner. Ein außergewöhnlicher Fund mit Werken bekannter Komponisten: Georg Philipp Telemann, Johann Pachelbel, Johann Heinrich Buttstett. Sie alle wirkten zeitweise in Thüringen: Telemann von 1708-1712 als Hofkapellmeister in Eisenach, Pachelbel ab 1677 als Organist in Eisenach, Erfurt, Gotha, sein Schüler Buttstett als Organist ab 1678 in Erfurt.
"Diese Stücke lassen uns nicht los", erklärt Dorothea Vogel, die bei der Chursächsischen Capelle Leipzig zwei Barockviolinen spielt. Die Capelle hat sich auf die Interpretation in Vergessenheit geratener und unveröffentlichter Werke der Barockzeit verschrieben. Seit 2000 feilt sie am Programm, das sie für eine noch unveröffentlichte CD eingespielt hat.
Vogels Barockviolinen sind Originale aus dem 18. Jahrhundert. Positivorgel, Violone (Bassgeige), Theorbe und Barockgitarre wurden nachgebaut. "Originale findet man kaum", sagt Franz Körndle von der Academia Musicalis Thuringiae, welche den Güldenen Herbst organisiert. Das schmälere jedoch nicht den authentischen Klanggenuss: "Jedes Instrument war einmal neu." Von Klanggenuss ließ sich am Freitag tatsächlich vom ersten Takt weg sprechen. Johann Heinrich Buttstetts 1705 komponierter Solokante für Sopran, zwei Violinen und Basso continuo "Das ist meine Freude" eröffnete das Programm.
Sopran Maria Jonas und Organist Sebastian Knebel verfielen in ein überraschendes Zwiegespräch. Jonas sang die ersten Koloraturen ebenso leicht und mühelos wie die letzten in Georg Philipp Telemanns "Ich hoffe darauf, dass du so gnädig bist". Viele Blicke zog Petra Burmanns 16-saitige Theorbe mit ihrem langen Hals und zwei Wirbelkästen auf sich, selbst bei schwierigen Barregriffen versiert gemeistert. Diese in den Bassbereich erweiterte Laute bezauberte bei Telemanns Arie "Denk nicht in deiner Drangsal Hitze" im Dialog mit einer Violine durch einen mystischen Klangteppich.
Und überhaupt die Violinen: In Johann Pachelbels Partien II und V in c-Moll respektive C-Dur aus "Musicalische Ergötzung bestehend in Sechs Verstimten Partien à 2 Violin nebst Basso Continuo" bewiesen Dorothea Vogel und Almuth Schlicker in einer verspielten Präsentation mit Klimax in der "Aria", wie souverän sie mit ihren für dieses Werk bewusst reizvoll verstimmten Instrumenten umzugehen wissen... → Artikel
Bettina Keller
Bravo-Rufe für vergessene Werke
Festliches Kirchen-Konzert mit der Chursächsischen Capelle Leipzig
PFAFFEN-SCHWABENHEIM Langsam scheint es sich in Stadt und Verbandsgemeinde Bad Kreuznach herumzusprechen, dass in der Klosterkirche von Pfaffen-Schwabenheim Konzerte der Extraklasse zu erleben sind. Trotz sparsamer Werbung war die Kirche fast bis auf den letzten Platz besetzt, als die Fördergemeinschaft Kirchen, Klosteranlagen und Kulturdenkmäler die "Chursächsische Capelle Leipzig" präsentierte. Die zwölf Damen und Herren widmeten sich unter Leitung der Barockgeigerin Anne Schumann vergessener Werke des 18. Jahrhunderts. Und das in Perfektion. Es gab Bravo-Rufe, immer wieder langen Beifall und nach dem letzten Stück stehend dargebrachte Ovationen.
Höhepunkte des zweistündigen Konzerts waren der Auftritt der englischen Sopranistin Nicola Wemyss. Vor dem Fest "Mariä Himmelfahrt" am kommenden Freitag, das in Pfaffen-Schwabenheim schon seit Jahrhunderten als Wallfahrt begangen wird, sang sie zwei der Gottesmutter gewidmete Kantaten: Scarlattis "Salve Regina" und Händels "Il Pianto di Maria, Geistliche Kantate vor dem Heiligen Grabe aufzuführen". Gefühlvolle, schwermütige Musik, bei der der Leiden Marias bei der Kreuzigung ihres Sohnes gedacht wird. Die Barockgeige Anne Schumanns und die Theorbe Ophira Zakais gaben der Begleitung der Sängerin eine ganz besondere Note. Theorbe ist ein Bassinstrument aus der Familie der Lauten mit einem extrem langen Griffbrett. Eindrucksvoll beim "Salve Regina" war das kunstvolle, lange Amen mit verschiedenen Koloraturen, die Nicola Wemyss souverän meisterte.
Eingerahmt wurden die Kantaten von drei Concertos von Johan Helmich Roman, Francesco Geminiani und Antonio Vivaldi. Vivaldis "Concerto in due Cori", ebenfalls der Mutter Maria gewidmet, wurde für die Zuhörer ein weiteres Erlebnis. Anne Schumann in der Mitte unterhielt sich mit ihrer Barockgeige im Wechsel mit zwei Geigen und den Bassinstrumenten zu ihrer Rechten sowie mit drei Geigen und einem Cello zu ihrer Linken. Ein Effekt, der schon den Hofkapellen des 17. und 18. Jahrhunderts viel Beifall einbrachte. Anne Schumann, mehrere Jahre Konzertmeisterin des Barockorchesters der Europäischen Union, krönte so ihren Auftritt in Pfaffen-Schwabenheim, der nicht der erste war und nicht der letzte gewesen sein sollte.
Frank Gottschald
"Sehr großen Anklang fand auch die Geigerin Dorothea Vogel, die, auf einer vollklingenden Barockvioline virtuos musizierend, mit einer Violinsonate von Telemann den größten Beifall des Konzertes erhielt."
"...es wurde ein heiteres, mitreißendes Konzert, ein Hörgenuss erster Klasse..."
"Der Chursächsischen Capelle Leipzig kann man nur höchste Anerkennung für ihre Aufführung zollen. Besonders hervorzuheben sind die virtuosen, hervorragend gemeisterten Unisonopassagen der Streicher in den Bach-Sinfonien."
"Wer als Zuhörer auf Schloß Schönefeld verweilt, hält das ausufernde Stimmen der Instrumente noch nicht für das Allegro, denn er weiß um die Sensibilität der Darmsaiten und hat gelernt, sich in Geduld zu fassen. Aber dann, wenn die Stimmung wohltemperiert ist und Kammerton a auf 415 Hertz, kriegt die Chursächsische Capelle Leipzig sie alle - die ahnungslosen und die ahnungsvollen Hörer - mit ihren effektvollen Tönen, den zarten und den rauhen, den durchsichtigen und den näselnden, den seidigen und den kraftvollen, mit den deftig-humorvollen Klängen über Schlachten und Unwetter und den übrigen Dingen dies- und jenseitigen Lebens. Wer als Zuhörer nach Schloß Schönefeld kommt, wird irgendwann einmal zum Liebhaber Alter Musik."
"Waren schon die Solovorträge Dorothea Vogels und Niklas Trüstedts ein Hörgenuß, so kulminierten Klanghomogenität und technische Virtuosität der von Anne Schumann und Dorothea Vogel gespielten Barockgeigen in dem Duo für 2 Violinen von Antonio Vivaldi. Hier zeigte sich einmal mehr die Einheit von Musizierfreude, Bewusstheit und interpretationsbezogener Klangsinnlichkeit."
"Es bedarf wohl einer besonderen Zuhörerbindung, wenn Künstler in der Konzertpause selbstgebackene Plätzchen kredenzen. Doch fernab von den Kulturzentren der Innenstadt hat sich mit den Schönefelder Schlosskonzerten eine Reihe etabliert, die schon einen festen Besucherstamm verzeichnen kann: Die kleine Alte-Musik-Gemeinde in Leipzig hat eine neue Pilgerstätte..."